Nachts im Gefängnis | In prison at night

2016
Klanginstallation mit Chor und Orchester im alten Gefängnis, Marburg

In gänzlich ungeschmückten, schwarz-weiß gehaltenen und türlosen Räumen im alten Marburger Gefängnis waren Sängerinnen und Sänger entsprechend ihrer Stimmlagen als „Klangbausteine“ in fünf unbeleuchteten Räumen platziert.

Schwarz gekleidet sangen sie Teile aus dem Mozart Requiem, u.a. das Dies irae und das Lacrimosa. Die Orchestermusik kam aus Lautsprechern; der hervorragende Gesang ging von den praktisch entpersonalisierten menschlichen Klangkörpern aus; die Besucher bewegten sich frei durch die Wohnung, blieben auf dem Flur stehen oder gingen nach Belieben von Raum zu Raum.

Ein derartig intensives Live-Klangerlebnis war für die meisten Gäste neu und zutiefst beeindruckend, waren sie doch der Rolle des konsumierend genießenden Gegenüber in traditionellen Konzertveranstaltungen entbunden. Sie gestalteten ihr ästhetisches Hörerlebnis durch selbst gewählte Nähe und Distanz zu den Stimmen tatsächlich mit. So wurde es, begünstigt durch die konsequente Reduktion aller ablenkenden Äußerlichkeiten, zu einer besonders intensiven und persönlichen Erfahrung.

Angelika Voss

In completely undecorated, black-and-white and doorless rooms in the old Marburg prison, singers were according to their vocal ranges placed as „sound building blocks“ in five unlit rooms.
Dressed in black, they sang parts from the Mozart Requiem, including the Dies irae and the Lacrimosa. The orchestral music came from loudspeakers; the excellent singing emanated from the virtually depersonalized human sound bodies; visitors moved freely through the rooms, stopping in the hallway or moving from room to room at will.
Such an intense live sound experience was new and profoundly impressive to most of the guests, who had been released from the role of consuming and enjoying counterparts in traditional concert events. They actually helped shape their aesthetic listening experience through self-chosen proximity and distance to the voices. Thus, aided by the consistent reduction of all distracting externalities, it became a particularly intense and personal experience.